Anne Challandes
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Mein achtsamer Blick:

Anna-Béatrice Schmaltz, Programmverantwortliche Prävention geschlechtsspezifische Gewalt 

Gemeinsam gegen Feminizide 

In der Schweiz wird der Begriff Feminizid nicht offiziell verwendet. Es gibt keine Statistiken zu Feminiziden. 2021 wurden 20 Frauen und Mädchen durch häusliche Gewalt getötet. Feminizide sind jedoch mehr als Tötungen durch häusliche Gewalt. Das Rechercheprojekt «Stop Femizid» hat 26 Feminizide im vergangenen Jahr gezählt. Durch die fehlenden Definitionen und Statistiken bleibt die charakteristische Dynamik von Feminiziden im Dunkeln. Das trägt zu Nicht-Beachtung und Fehleinschätzungen bei und erschwert deutlich, gegen diese geschlechtsspezifische Gewalt vorzugehen. Gewalt kann nur verhindert werden, wenn das Ausmass und die Hintergründe bekannt sind. 

Einem Feminizid gehen häufig Gewalterfahrungen wie kontrollierendes Verhalten, häusliche Gewalt oder Stalking voraus. Die meisten Feminizide werden während oder nach Trennungen verübt. Ein Täter versucht damit, den vermeintlichen Kontrollverlust zu kompensieren. Toxische Männlichkeitsbilder, patriarchale Geschlechterrollen, Sexismus und Besitzansprüche an Frauen bilden den Nährboden für Feminizide. Der Staat muss Verantwortung übernehmen und Frauen konsequent vor Gewalt schützen. Dafür braucht es genügend finanzielle Ressourcen für Täterarbeit, Opferschutz und Frauenhäuser sowie die konsequente Umsetzung der Istanbul-Konvention. 

In diesem Jahr finden die 16 Aktionstage bereits zum 15. Mal statt. Die Präventionskampagne wird durch die feministische Friedensorganisation cfd koordiniert. Es beteiligen sich über 180 Organisationen in der ganzen Deutschschweiz, in Teilen der Romandie und in Liechtenstein mit über 180 Veranstaltungen und Aktionen: Podiumsdiskussionen, Lesungen, Filmvorführungen, Strassenaktionen und vieles mehr. Mit den vielen Anlässen beleuchten die Organisationen das Thema Feminizid vertieft und regen das öffentliche Gespräch darüber an. Alle Beteiligten setzen gemeinsam ein starkes Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt. 

Die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen starteten am 25. November 2022, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen mit einer Lancierungsaktion auf dem Bahnhofplatz in Bern.  

Anna-Béatrice Schmaltz ist Programmverantwortliche Prävention geschlechtsspezifische Gewalt und Kampagnenleiterin bei der feministischen Friedensorganisation cfd.  

 

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