Anne Challandes
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Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts können nur gemeinsam angegangen werden. Landwirtschaft, Tourismus und Gesellschaft aber haben oft gegensätzliche Vorstellungen. Im Kanton Glarus erarbeitet deshalb ein Koordinationsforum verschiedenster Interessengruppen gemeinsame Zukunftsbilder.

John Micelli

Das älteste Wildschutzgebiet zum Erhalt von Steinböcken und Murmeltieren, das erste Fabrikgesetz zum Schutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, eine kantonale Sozialversicherung 32 Jahre vor dem nationalen Pendant – bereits mehrmals im Verlauf seiner Geschichte hat der Kanton Glarus Pionierarbeit geleistet. Jetzt macht das schmale Tal der Linth wieder von sich reden: Als Erste wenden die Glarnerinnen und Glarner ein Instrument an, das das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) in Zusammenarbeit mit der ETH erarbeitet hat, der sogenannte «Entwicklungsprozess ländlicher Raum» (ELR). «In den Bergen ist es besonders herausfordernd, eine Zukunftsvision der Landwirtschaft zu entwickeln», erklärt der Glarner Bauernpräsident Fritz Waldvogel. «So braucht es nicht nur den Einbezug der Alpwirtschaft, sondern auch die Möglichkeiten der Wertschöpfung und entsprechende Infrastruktur.» Die zuständige Regierungsrätin war zum Projektstart vor zwei Jahren skeptisch. Kurz vor der neunten Zusammenkunft des Forums «GlarnerLandWirtSchaft» aber hat Volkswirtschaftsdirektorin Marianne Lienhard Zuversicht gewonnen: «Wertschöpfungsketten aufbauen und stärken heisst, an Nahtstellen zu arbeiten. Dies erfordert den Willen aller, eine gemeinsame Vorstellung der Zukunft zu haben, auch wenn nur Konturen der Vision erkennbar sind.» Denn im neuen Koordinationsorgan kommen höchst unterschiedliche Gesprächspartner zusammen: Vertreterinnen und Vertreter von Landwirtschaft, Tourismus und Umweltverbänden, von Gemeinden und Genossenschaften, dazu bei manchen Themengebieten die entsprechenden Fachleute.

Annäherung

Das Heu liegt in einem solchen Format zwangsläufig auf verschiedenen Bühnen. Der Geschäftsführerin der lokalen WWF-Sektion beispielsweise ist es ein Anliegen, dass Glarus seine auffallend hohen Treibhausgasemissionen senkt – ein schwieriges Unterfangen im Kanton, dessen Landwirtschaft vorwiegend auf Milch und Fleisch ausgerichtet ist. In anderen Punkten aber ist man sich bereits nähergekommen, will die Kreislaufwirtschaft fördern, Transportwege kurz halten und eine standortangepasste Diversifizierung der Nutztierrassen prüfen. «Um gemeinsame Lösungen zu finden, braucht es den Dialog», sagt BLW-Direktor Christian Hofer. «In diesem Sinn ist der Kanton Glarus ein Vorbild für andere Regionen.»

 

 

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