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Plastikverpackung ist günstig und praktisch, aber ein Riesenproblem. Denn Plastik als ein Erdölprodukt verbraucht wertvolle endliche Ressourcen und ist nur bedingt recycelbar. Weltweit werden nur etwa neun Prozent der Kunststofffolien recycelt.

 

Flavia Müller

 

Plastik in der Umwelt verrottet nicht und gibt noch über Jahre Mikroplastik ab. Besonders in der Verpackungsindustrie ist Plastik heute weit verbreitet. Rund 55 Millionen Tonnen Erdöl werden jährlich für die Plastikproduktion verbraucht. Und knapp acht Millionen Tonnen Kunststoffabfälle gelangen jedes Jahr in die Ozeane. Nun hat Jessica Farda, eine ehemalige Studentin der Universität St. Gallen, in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich, einer Verpackungsfirma und weiteren Beteiligten ein Verfahren entwickelt, um aus Meeresalgen transparente Verpackungsfolien herzustellen. Die Folie soll auch im gewöhnlichen Kompost abbaubar sein und eine nachhaltige Alternative zu Plastik werden. Der so entwickelte «Norifilm» ist ein flexibles Verpackungsmaterial, das für Trockengüter aller Art verwendet werden kann. Er bietet die Textur und Stabilität einer herkömmlichen Kunststofffolie, unterscheidet sich jedoch in seiner Haltbarkeit und seinem ökologischen Fussabdruck. Die nachhaltige Folie wird beim Platzieren auf ein Objekt vollständig transparent und zersetzt sich nach dem Gebrauch wie eine Frucht, ohne Müll zu hinterlassen.

Die Produktion einer Folie aus Algen hat ausschliesslich Vorteile. Algen produzieren 30 bis 50 Prozent des Sauerstoffs auf der Erde und sorgen dafür, dass ein Teil des CO2 aus unserer Atmosphäre indirekt gebunden wird. Zudem wachsen sie zehnmal schneller als Landpflanzen, und es wird weniger als ein Zehntel der Fläche benötigt, um die gleiche Menge an Biomasse zu produzieren. Algen konkurrieren auch nicht mit anderen Pflanzen um produktive Flächen und benötigen keine Düngemittel, sodass eine intensive Wassernutzung vermieden wird. Zusätzlich enthalten Meeresalgen wichtige Bestandteile wie Proteine, Aminosäuren, Mineralien, Lipide, Vitamine, Ballaststoffe und Antioxidanzien.

Die Produktion des Rohstoffs – die Meeresalge – hinterlässt somit einen negativen CO2-Fussabdruck und das Endprodukt damit keinen Restmüll. Besonders praktisch: «Norifilm» kann auf Maschinen der traditionellen Plastikindustrie gefertigt werden.

2022 gründete Jessica Farda gemeinsam mit Stefan Grieder die Noriware AG, erhielt den Förderpreis «Plastics for Zero Emissions» des NTN Innovation Booster Plastics und ein Forschungsstipendium des Aargauischen Forschungsfonds. Im Februar 2023 gelang es schliesslich, «Norifilm» zu produzieren, das Noriware von der Konkurrenz abhebt und herkömmliche Plastikverpackungen dereinst ersetzen dürfte.

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