Anne Challandes
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Der achtsame Blick:

Michael Kuhn ist Co-Teamleiter und Finanzexperte bei Comparis. Er befasst sich insbesondere mit Themen wie Sparen im Alltag, Inflation und persönliche Finanzen.

Preise überstiegen 2022 die normale Teuerung

Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) misst die Preisveränderungen anhand eines repräsentativen Warenkorbs von rund 1050 Waren und Dienstleistungen. Dabei umfasst der LIK zwölf Hauptkategorien, darunter auch langfristige Investitionen und Wohnungsmieten. Grosse Ausgabenposten werden allerdings nicht erfasst. Der LIK spiegelt somit nicht die tatsächlich gefühlte Teuerung der Konsumentinnen und Konsumenten wider.
Der Comparis-Konsumentenpreisindex hingegen, der in Zusammenarbeit mit der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH erarbeitet wird, bildet die gefühlte Inflation ab, indem er die LIK-Daten um Mieten und dauerhafte Güter wie Personenwagen und Möbel bereinigt. Zudem werden explizit einzelne Haushaltsgruppen, Einkommensklassen und Sprachregionen berücksichtigt. Und laut dem Comparis-Konsumentenpreisindex lag die durchschnittliche Jahresteuerung 2022 bei 3,5 Prozent (2021: 0,6 Prozent), wohingegen sie beim LIK nur 2,8 Prozent (2021: 0,6 Prozent) betrug. Die höchste Teuerung erlebten Paare ab 65 Jahren ohne Kinder. Sie nehmen aktuell eine Teuerungsrate von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat wahr. Nach Haushaltstyp betrachtet, spüren Einelternhaushalte prozentual am wenigsten. Bei ihnen beträgt die gefühlte Teuerung 2,6 Prozent. Schaut man auf das Einkommen, so hat sich das Leben für die höchste Einkommensklasse am stärksten verteuert. Der Konsumentenpreisindex ist für diese Klasse um drei Prozent gestiegen. Am schwächsten von der Teuerung betroffen war die mittlere bis hohe Einkommensklasse. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind die Preise für sie um 2,8 Prozent gestiegen. Unterteilt nach Sprachregionen ergibt sich folgendes Bild: Die deutsche und die rätoromanische sowie die französische Schweiz verzeichneten mit je einem Plus von 2,9 Prozent die höchste Teuerung im Vorjahresmonatsvergleich. Die vergleichsweise tiefste Teuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat hatte die italienische Schweiz mit plus 2,8 Prozent. Der Blick über die Landesgrenze hinaus zeigt: Verglichen mit dem Vorjahresmonat war die Teuerung in der Schweiz tiefer als in der Eurozone. Gemäss dem Statistischen Amt der Europäischen Union sind die Preise in diesem Zeitraum in den Euroländern um 9,7 Prozent gestiegen (gesamte EU: plus 11,1 Prozent). In der Schweiz geht das Staatssekretariat für Wirtschaft von einer Teuerung in Höhe von 2,2 Prozent für das laufende Jahr aus. Im langjährigen Vergleich wird die Inflation in der Schweiz damit hoch bleiben, aber deutlich tiefer sein als in den meisten Ländern Europas.

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