Gemeinsam (Zero Waste) anpacken!
In der Schweiz erzeugt jede Einwohnerin und jeder Einwohner mehr als 700 Kilogramm Abfall pro Jahr. Damit sind wir mit fast zwei Kilogramm pro Tag der drittgrösste Abfallerzeuger in Europa. Ein Drittel dieser Abfälle ist das Ergebnis der Verwendung von Einwegverpackungen. Und die Pandemie hat das Problem noch verstärkt, da wieder vermehrt auf Einwegverpackungen zurückgegriffen wurde.
Die Lösung für die Umwelt besteht deshalb darin, den Abfall bereits an der Quelle zu reduzieren, anstatt ihn erst im Nachhinein zu beseitigen. Zero Waste Switzerland hat aus diesem Grund begonnen, das erste nationale Netzwerk von Geschäften und Restaurants aufzubauen, die Mehrweglösungen anbieten und/oder die Behälter ihrer Kunden annehmen, um die Verwendung von Einwegbehältern zu reduzieren. Das schaffen wir aber nur gemeinsam mit unseren Partnern und der Bevölkerung.
In allen Regionen schicken wir unsere Freiwilligen-Teams los, ausgestattet mit Stickern, Postern, Infos und guten Argumenten –, um die Betriebe der Region zum Mitmachen aufzufordern. Das ist für die entsprechenden Betriebe denkbar einfach. Mit dem Sticker, den wir an den Türen oder Fenstern anbringen, signalisieren sie der Kundschaft, dass auch eigene Behälter beim Einkaufen akzeptiert werden – von der Tragetasche über das Gemüsenetz bis hin zur eigenen Trinkflasche oder der Tupperdose an der Käsetheke.
Das kostet die Läden gerade mal ein Lächeln – und spart Verpackungsmaterial, was sich auch wieder positiv auf das Budget der Betriebe auswirkt. Dabei steht es den Betrieben frei, als zusätzlichen Anreiz Rabatte für den Einkauf im Mehrweg anzubieten.
Das langfristige Ziel von uns, unseren Mitgliedern und den vielen zugewandten Interessierten ist es, den positiven Kreislauf des Abfallrecyclings zu überwinden und unsere Mülltonnen auszuhungern.
Ich bin davon überzeugt, dass unser Konsumverhalten nur dann funktioniert, wenn jeder Einzelne seine Wünsche und Referenzen hinterfragt. «Brauche ich das wirklich?», «Gibt es dazu eine umweltfreundliche und gesündere Alternative?» Diese Fragen helfen dabei, sich für ein Produkt zu entscheiden, das uns für den Zweck dienlich ist, das aber den Planeten nicht belastet.
Was mich aber etwas ungeduldig werden lässt, ist die Beteiligung der Politik bezüglich dieses Themas.
Zwar müssen wir nicht darauf warten, dass die Politik Verbote ausspricht, um unser Verhalten zu ändern, aber für Veränderungen auf nationaler Ebene braucht es die Unterstützung der Politik. Ich bin mir sicher, das Thema Abfallvermeidung wird im Jahr 2022 an Sichtbarkeit gewinnen! Denn klar ist, wir müssen jetzt handeln, um unsere Zukunft auf diesem Planeten zu retten.
Natalie Bino gründete den Verein Zero Waste Switzerland im Jahr 2015 und ist heute Co-Direktorin der Organisation. Sie engagiert sich auch lokal im Rahmen von «Hautemorges en transition» (Transition Towns-Bewegung).