volodymyr hryshchenko
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Orcas sorgen derzeit für Schlagzeilen, weil sie zunehmend Segelboote angreifen. Die Säugetiere aus der Familie der Delfine kommen in fast allen Weltmeeren vor. Ihr neues Verhalten gibt der Wissenschaft Rätsel auf. Es scheint aber alles harmloser zu sein als befürchtet.

 

Carl Meissen

 

Gladis Blanca, Gladis Gris und Gladis Negra sind der Schrecken der Segler in der Strasse von Gibraltar: Seit 2020 haben sie über 500 Boote angegriffen. Das Verhalten der Orcas überrascht die ganze Welt: Sie verfolgen Segelboote, rammen sie und beissen in das Ruder. In drei Fällen sank das angegriffene Boot sogar, ohne dass die Insassen zu Schaden kamen: Die Orcas hatten kein Interesse an den Menschen.

Laut einer Studie, die in der Zeitschrift Marine Mammal Science veröffentlicht wurde, könnte der Ursprung in einer Racheaktion liegen, die Jungtiere kopieren und nun als neues Spiel betreiben. Ein Weibchen wurde damals von einem Boot, wohl von einem Ruder, verletzt und hat sich dafür mit einer Attacke gerächt, was die Jungtiere beobachtet haben. Für sie ist das nun zu einem Spiel geworden. Beobachter erklärten, dass sie kein aggressives Verhalten bei den Orcas hätten feststellen können, als sie ihr Boot rammten. Mehrfach konnte schon beobachtet werden, dass junge Orcas sehr verspielt sind.

Bisher ist nur die Population vor der Iberischen Halbinsel mit Segelboot-Angriffen aufgefallen, laut Studie handelt es sich um 39 Tiere. Ihr Lebensraum ist dort durch Wasserverschmutzung und Übernutzung besonders gefährdet. Orcas verfügen über sehr grosse kommunikative und soziale Fähigkeiten. Sie können neue Jagdstrategien entwickeln und diese an ihre Gruppenmitglieder weitergeben. An den Polen gelingt es ihnen zum Beispiel, durch Koordination die grossen Eisschollen umzukippen, auf denen die Robben Schutz suchen: Einige gehen so vor, dass sie sich auf die Schollen werfen, andere bringen sie durch Wellen zum Schwanken, während wiederum andere sich die Robben schnappen. Die Orcas, die diese komplexen Jagdtechniken anwenden, gehören in der Regel zu den Offshore-Gruppen, die die Ozeane durchstreifen. Ältere Weibchen führen und leiten Gruppen von Weibchen und Jungtieren, während die Männchen zwischen den Gruppen wechseln, um sich zu paaren. Ihr ganzes Leben lang halten sie aber eine enge Bindung zu ihren Müttern aufrecht.

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