In der Schweiz hat jede vierte erwachsene Person einen erhöhten Blutdruck. Das sind umgerechnet etwa 1.5 Millionen Menschen. Die Häufigkeit steigt mit dem Lebensalter, wenn man länger sitzt und sich weniger bewegt. Das erhöht die Risiken für Herz und Kreislauf. 30 Minuten pro Tag weniger im Sitzen zu verbringen hilft bereits dagegen.
Sara Huber
Sitzen ist ein Feind der Gesundheit, denn es belastet im Alter den Stoffwechsel. Durch die fehlende Bewegung verringert sich die Muskelaktivität, was zu einer Abnahme des Muskeltonus und einem Kraftverlust führt. Wenn die Muskeln nicht regelmässig aktiviert werden, sind sie auch weniger effizient bei der Verbrennung von Kalorien und der Regulierung des Blutzuckerspiegels. Darüber hinaus verlangsamt der Bewegungsmangel die Durchblutung, was das Risiko von Herzproblemen und Kreislaufschwäche erhöht.
Die internationale Studie «Resources to Thrive» bestätigt, dass weniger Zeit im Sitzen oder Liegen den Blutdruck bei Menschen über 60 Jahre senken kann. Schon eine Verringerung der sitzenden Tätigkeit um 30 Minuten pro Tag reicht aus, um positive Ergebnisse zu erzielen, die noch deutlicher ausfallen, wenn man bereits an Bluthochdruck leidet.
In der Studie sollte untersucht werden, inwieweit eine Reduzierung der sitzenden Tätigkeit den Blutdruck in Abhängigkeit von Alter, Gewicht, Body-Mass-Index und Taillenumfang verbessert. Die Ergebnisse sprechen für sich: Es ist nur wenig nötig, um ihn zu senken. Ältere Menschen jedoch sitzen in der Regel 65 bis 80 Prozent der wachen Stunden, was sich negativ auf die Gesundheit auswirkt. Die Risiken sind bekannt: Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme und eine erhöhte Sterblichkeit. Die Verringerung sitzender Tätigkeit führt zu einer Verbesserung des Blutdrucks, insbesondere bei Menschen mit hohen Blutdruckwerten. Und angesichts der Tatsache, dass die Prävalenz von Bluthochdruck bei Erwachsenen über 60 Jahren bei über 74 Prozent liegt, ist die Reduzierung dieses Risikofaktors entscheidend. Das Experiment, das an 283 Personen mit einem Durchschnittsalter von 68 Jahren durchgeführt wurde, von denen mehr als die Hälfte ein blutdrucksenkendes Medikament einnahmen, ergab eine Senkung des systolischen Blutdrucks um mindestens 3,48 mm Hg, der über einen Zeitraum von sechs Monaten aufgezeichnet wurde. In dieser Zeit lebten die Personen etwas aktiver und verbrachten in Momenten der Entspannung etwas weniger Zeit im Sitzen.
Eine Auswertung von mehr als 30 Jahren wissenschaftlicher Literatur zeigt zudem, dass die selbst eingeschätzte durchschnittliche sitzende Tätigkeit 5,3 Stunden pro Tag beträgt. In Wirklichkeit aber sind es bis zu 9,4 Stunden. Die Eigenwahrnehmung weicht also stark von den Tatsachen ab. Da helfen heute viele Geräte, sogenannte Fitness-Tracker, die am Arm wie eine Uhr getragen Körperdaten messen und sie in leicht verständlichen Informationen vermitteln. So bekommt man ein Bild, ob man sich zum Beispiel während des Tages genügend bewegt. Die Förderung eines aktiven Lebensstils und die Verringerung der Bewegungsarmut sind für ältere Menschen von entscheidender Bedeutung. Dies erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der nicht nur die Steigerung der körperlichen Aktivität, sondern auch die Förderung gesunder Verhaltensweisen umfasst.