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Moderna, Pfizer und BioNTech erzielen mit den COVID-19-Impfstoffen Milliardengewinne, bezahlen darauf aber nur geringe Steuern. Das mobilisiert jetzt humanitäre Organisationen.   

von Florian Fink 

Dank der Monopole auf Impfstoffe gegen COVID-19 erzielen die beiden US-Giganten Moderna, Pfizer und das deutsche Unternehmen BioNTech astronomische Gewinne. Die humanitären Organisationen Oxfam und Emergency prangern an, dass auf diese Gewinne zu wenige Steuern bezahlt würden. Mit öffentlichen Investitionen in Höhe von insgesamt mehr als 8,3 Milliarden Dollar im Jahr 2020, die von den amerikanischen und europäischen Steuerzahlern für die Entwicklung von Impfstoffen bereitgestellt werden, erzielten die drei Unternehmen im ersten Halbjahr Einnahmen in Höhe von 26 Milliarden Dollar. Die Gewinnmarge liege bei Moderna und BioNTech bei 69 Prozent. Dank des Verkaufs von über 90 Prozent der produzierten Dosen an den Meistbietenden in den reichen Ländern seien Preissteigerungen pro Dosis auf das bis zu 24-fache der geschätzten Produktionskosten möglich geworden, so die Kritiker. 

Die Kritik der zwei Organisationen, die in der People’s Vaccine Alliance (PVA) zusammengeschlossen sind, erfolgt im Hinblick auf die UN-Generalversammlung und den virtuellen COVID-19-Gipfel, den US-Präsident Joe Biden einberufen will. Das von den Pharmariesen praktizierte Geschäftsmodell sei perfekt für die Aktionäre, aber nicht für die Entwicklungsländer, da sie ohne Impfstoffe, Heilmittel und Behandlungen mit einem neuen Höchststand an Infektionen und Todesfällen konfrontiert seien, lautet einer der Kritikpunkte. Anstatt mit Regierungen und anderen qualifizierten Herstellern zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass genügend Dosen zur Verfügung stehen, um den weltweiten Bedarf zu decken, würden Pfizer, Moderna und BioNTech mehr an die Maximierung ihrer Gewinne denken. Durch die Ausübung von Monopolmacht, die Nichtweitergabe von Technologie und Know-how und die Erhebung hoher Gewinne würden die drei Pharmariesen im Jahr 2021 schätzungsweise 41 Milliarden Dollar Gewinn erzielen.  

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Konzerne bezahlen weniger
Moderna er
reichte im ersten Halbjahr 2021 einen Gewinn von 4,3 Milliarden Dollar Gewinn, auf den lediglich 322 Millionen Dollar Steuern zu entrichten warenModerna zahlte im ersten Halbjahr 2021 einen effektiven Steuersatz von nur 7 Prozent, Pfizer von 15 Prozent.

Solch niedrige Steuersätze seien symptomatisch für ein ungerechtes Steuersystem, rügen die humanitären Organisationen. Die Konzerne würden viel weniger zahlen als Familien, deren einzige Einkommensquelle die Arbeit sei.

Auf der Grundlage der Daten in den Quartalsberichten 2021 schätzt die People’s Vaccine Alliance, dass Moderna in der ersten Jahreshälfte 2021 Einnahmen aus dem Verkauf seines Impfstoffs in Höhe von mehr als 6 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 4,3 Milliarden Dollar erzielt habe. In Anbetracht der Tatsache, dass Moderna und BionNTech neben den COVID-19-Impfstoffen keine anderen bedeutenden kommerziellen Produkte haben, stammen ihre hohen Gewinnspannen fast ausschliesslich aus der Vermarktung des Corona-Impfstoffs. Selbst bei Pfizer machen die Einnahmen aus dem Verkauf des Anti-COVID-Impfstoffs, die in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 mehr als elf Milliarden Dollar betrugen, inzwischen mehr als ein Drittel der Halbjahreserträge aus. Der Pharmariese rechnet damit, dass sein Impfstoff bis Ende 2021 einen Gesamtumsatz von 33,5 Mrd. USD erzielen werde, was ihn zu einem der umsatzstärksten pharmazeutischen Produkte in diesem Jahr und möglicherweise in der Geschichte der Pharmaindustrie machen würde. Pfizer hat angegeben, dass die Gewinnspanne beim Verkauf seines Impfstoffs weniger als 30 Prozent betrage. Das Unternehmen verkaufte bisher nur 0,5 Prozent seiner Impfstoffdosen an ärmere Länder. 

Um das Virus wirklich in den Griff zu bekommen, müssten die Monopole auf Impfstoffe abgeschafft werden, um Technologie und Know-how zu teilen und die Produktion weltweit zu steigern, lautet die Meinung der UNO. Die genauen Kosten für Forschung, Entwicklung und Produktion von Impfstoffen durch die Pharmariesen sind nicht bekannt. Die von der People’s Vaccine Alliance verwendeten Schätzungen beruhen auf Untersuchungen von Forschern des Imperial College London zu den Techniken und Kosten der mRNA-Impfstoffherstellung. Es wird geschätzt, dass die Herstellung von acht Milliarden Dosen des Impfstoffs von Pfizer/BioNTech 9,4 Milliarden Dollar kosten könnte – 1,18 Dollar pro Dosis. Mehr als 140 ehemalige Staats- und Regierungschefs sowie Nobelpreisträger, darunter François Hollande, Helen Clarke und Gordon Brown, haben sich den Forderungen der Bewegung angeschlossen und im Vorfeld der deutschen Bundestagswahl am 26. September einen offenen Brief an die Kanzlerkandidaten unterzeichnet, in dem sie diese auffordern, die bisherige Haltung der deutschen Bundesregierung zu überdenken, die sich gegen die Aussetzung von Patenten und den sofortigen Technologietransfer an Hersteller in Entwicklungsländern ausgesprochen hat. 

 

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