von Florian Fink
Die Kritik der zwei Organisationen, die in der People’s Vaccine Alliance (PVA) zusammengeschlossen sind, erfolgt im Hinblick auf die UN-Generalversammlung und den virtuellen COVID-19-Gipfel, den US-Präsident Joe Biden einberufen will. Das von den Pharmariesen praktizierte Geschäftsmodell sei perfekt für die Aktionäre, aber nicht für die Entwicklungsländer, da sie ohne Impfstoffe, Heilmittel und Behandlungen mit einem neuen Höchststand an Infektionen und Todesfällen konfrontiert seien, lautet einer der Kritikpunkte. Anstatt mit Regierungen und anderen qualifizierten Herstellern zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass genügend Dosen zur Verfügung stehen, um den weltweiten Bedarf zu decken, würden Pfizer, Moderna und BioNTech mehr an die Maximierung ihrer Gewinne denken. Durch die Ausübung von Monopolmacht, die Nichtweitergabe von Technologie und Know-how und die Erhebung hoher Gewinne würden die drei Pharmariesen im Jahr 2021 schätzungsweise 41 Milliarden Dollar Gewinn erzielen.
Konzerne bezahlen weniger
Moderna erreichte im ersten Halbjahr 2021 einen Gewinn von 4,3 Milliarden Dollar Gewinn, auf den lediglich 322 Millionen Dollar Steuern zu entrichten waren. Moderna zahlte im ersten Halbjahr 2021 einen effektiven Steuersatz von nur 7 Prozent, Pfizer von 15 Prozent.
Solch niedrige Steuersätze seien symptomatisch für ein ungerechtes Steuersystem, rügen die humanitären Organisationen. Die Konzerne würden viel weniger zahlen als Familien, deren einzige Einkommensquelle die Arbeit sei.
Um das Virus wirklich in den Griff zu bekommen, müssten die Monopole auf Impfstoffe abgeschafft werden, um Technologie und Know-how zu teilen und die Produktion weltweit zu steigern, lautet die Meinung der UNO. Die genauen Kosten für Forschung, Entwicklung und Produktion von Impfstoffen durch die Pharmariesen sind nicht bekannt. Die von der People’s Vaccine Alliance verwendeten Schätzungen beruhen auf Untersuchungen von Forschern des Imperial College London zu den Techniken und Kosten der mRNA-Impfstoffherstellung. Es wird geschätzt, dass die Herstellung von acht Milliarden Dosen des Impfstoffs von Pfizer/BioNTech 9,4 Milliarden Dollar kosten könnte – 1,18 Dollar pro Dosis. Mehr als 140 ehemalige Staats- und Regierungschefs sowie Nobelpreisträger, darunter François Hollande, Helen Clarke und Gordon Brown, haben sich den Forderungen der Bewegung angeschlossen und im Vorfeld der deutschen Bundestagswahl am 26. September einen offenen Brief an die Kanzlerkandidaten unterzeichnet, in dem sie diese auffordern, die bisherige Haltung der deutschen Bundesregierung zu überdenken, die sich gegen die Aussetzung von Patenten und den sofortigen Technologietransfer an Hersteller in Entwicklungsländern ausgesprochen hat.