Anne Challandes
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Wolfgang Kweitel, politische Öffentichkeitsarbeit, Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz

 

Die im April veröffentlichten Zahlen zur Entwicklung des Tabak- und Nikotinkonsums bei Jugendlichen sind besorgniserregend. Das plötzliche Auftauchen – teils während der COVID-19-Pandemie – neuer Produkte (E-Zigaretten, Snus, Nikotinbeutel) zu unschlagbaren Preisen gab damals bereits Anlass zur Sorge. Es stellt sich nun die Frage: Wie konnte es so weit kommen? Hinsichtlich Tabakprävention ist die politische Rückständigkeit der Schweiz sowohl offenkündig als auch selbst verschuldet. Dies hat zweierlei Gründe. Aufgrund eines schwachen und von einer skrupellosen Tabakindustrie vereinnahmten Parlaments, kennt die Schweiz bis heute noch keine Tabakproduktegesetzgebung. Frühestens Mitte 2024, und mit 20 Jahre Verspätung im Vergleich mit unseren europäischen Nachbarn, soll ein Tabakproduktegesetz in Kraft treten, das aber unzulänglich ist und aufs Minimum begrenzt wurde. Ferner ist die öffentliche Gesundheitsstrategie des Bundes in Sachen Tabakprävention zu einem kaum wahrnehmbaren Hintergrundrauschen verkommen.
Schnelle und strenge Jugendschutzmassnahmen sind dringend geboten, andernfalls dürften in fünf Jahren die Resultate der nächsten Studie noch gravierender ausfallen. Die Probleme und die Lösungen sind bekannt. Jetzt braucht es entschiedenes Handeln.
Vor diesem Hintergrund ist es bedenklich, dass sich der Ständerat Mitte März lediglich für eine minimale Tabaksteuer auf E-Zigaretten durchringen konnte und für Snusprodukte die geltende Ministeuer nicht anheben will. Dabei ist unbestreitbar wissenschaftlich bewiesen, dass hohe Preise besonders bei Jugendlichen eine präventive Wirkung haben.
Nach dem Rückgang zwischen 2010 und 2014, steigen die Ergebnisse im Jahr 2022 wieder. Jugendliche probieren Substanzen früher aus und neue Produkte kommen hinzu, ohne dass der Zigarettenkonsum abnimmt. Die Ausweitung des Konsums von Produkten wie E-Zigaretten oder Snus muss gestoppt werden. Es braucht dringend regulatorische Massnahmen, um die Attraktivität und den Zugang zu reduzieren.
Der Konsum psychoaktiver Substanzen birgt bei Jugendlichen besondere Herausforderungen. Der sich im Wachstum befindende Körper ist anfälliger für die Schäden des Substanzkonsums und es besteht ein höheres Risiko, später eine Abhängigkeit zu entwickeln. Schutz ist also nötig, mit strukturellen Massnahmen bei der Werbung, dem Zugang, bei Preis, der Verpackung und bei den Aromen.

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