Anne Challandes
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Der achtsame Blick:

Fabienne Krebs ist
Programmleiterin Wirtschaft und Menschenrechte
Gesellschaft für bedrohte Völker

Elektroautos: nicht ohne Indigenenrechte

Eine breite Koalition führender Klima-, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen, darunter die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und indigene Partnerorganisationen, gab vergangene Woche den Start von «Lead The Charge» bekannt. Die Kampagne ermutigt Automobilhersteller, die Umstellung auf Elektrofahrzeuge (EV) zu nutzen, um ihre Lieferketten radikal zu verändern, damit diese gerecht, nachhaltig und zu 100 Prozent frei von fossilen Brennstoffen sind. In diesem Übergang sehen sich indigene Gemeinschaften jedoch mit einer neuen Welle des Rohstoffabbaus konfrontiert, diesmal bei Transitionsmineralien. Eine neue Untersuchung zeigt, dass sich 54 Prozent der Projekte zur Förderung von Transitionsmineralien in oder in der Nähe von indigenen Territorien befinden. Diese Mineralien wie zum Beispiel Nickel, Kupfer, Kobalt oder Lithium werden verwendet, um die Abkehr von fossilem Brennstoff zu ermöglichen. Die GfbV beobachtet, dass indigene Gemeinschaften in diesem Bereich zunehmend Druck durch die Rohstoffindustrie erfahren. Im Rahmen des Kampagnenstarts stellt «Lead The Charge» eine Rangliste vor: Diese analysiert die öffentlich zugänglichen Berichte von 18 der weltweit führenden Elektroautomobilhersteller und beurteilt ihre Bemühungen zur Beseitigung von Emissionen, Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten. Während die Rangliste zeigt, dass mehrere Unternehmen bereits daran arbeiten, saubere und mit Menschenrechten im Einklang stehende Lieferketten zu gewährleisten, sind ihre Bemühungen um die Rechte indigener Gemeinschaften am schlechtesten bewertet. Zwei Drittel der Automobilhersteller erreichten in diesem Bereich 0 Prozent der Punkte aus dem NGO-Ranking, und auch der Spitzenreiter, Mercedes, kam auf nur 17 Prozent. General Motors ist das einzige Unternehmen, welches Indigenenrechte mit Bezug auf die UNO-Deklaration über die Rechte der indigenen Völker (UNDRIP) und die ILO-Konvention 169 in ihrer Menschenrechtspolitik verankert. Bis heute hat jedoch keiner der Automobilhersteller konkrete Prozesse und Mechanismen eingeführt, um sicherzustellen, dass die Verpflichtungen zu Indigenenrechten in der gesamten Lieferkette umgesetzt werden. Ohne die ausdrückliche Erwähnung des Free, Prior und Informed Consent (FPIC, freie, vorherige und informierte Zustimmung), wie dies in der UNO-Deklaration über die Rechte indigener Völker aufgelistet wird, sind Unternehmen nicht in der Lage, die Risiken im Zusammenhang mit Indigenenrechten genau zu prüfen.
Die Kampagne «Lead The Charge» macht deutlich: Klimaschutz und die grüne Transition dürfen nicht auf Kosten der Menschenrechte und Indigenenrechte geschehen. 

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