Anne Challandes
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Mein achtsamer Blick:

Karin Ramseyer, Präsidentin des Nordwestschweizerischen Jodlerverbandes

Gelebte Werte im Brauchtum

Die Schweiz ist eng verbunden mit Bergen, Käse und Schoggi – aber auch mit Schwingen und Jodeln. Diese einst als altbacken und überaltert angesehenen Traditionen erfreuen sich heute zunehmender Beliebtheit. Das diesjährige eidgenössische Schwingfest in Pratteln war innerhalb einer Stunde ausverkauft. Auch unser eidgenössisches Jodlerfest zieht im Turnus alle drei Jahre jeweils mehr Besucher an. Das nächste findet dann 2023 in Zug statt. 

In der Schweiz basiert der Jodelgesang auf zwei Arten. Einerseits kennen wir das Jodellied und andererseits den Naturjodel. Das Lied besteht in der Regel aus einem Text in drei Strophen und anschliessendem Jodel. Der Naturjodel ist eine Melodie ohne Worte, die das Empfinden der Bergler und Älpler zum Ausdruck bringt. Der Naturjodel wird vor allem im Appenzell, im Toggenburg, im Berner Oberland und in der Zentralschweiz sehr intensiv gepflegt. Ein Naturjodel entspringt direkt dem Herzen, klingt durch die Kehle und führt gegen den Himmel. Das Jodeln bringt Gefühle aus dem tiefsten Inneren zum Vorschein und kann in einer Gruppe zu einem besonderen Erlebnis werden. 

Musik ist wichtig im Leben. Als neue Verbands-Präsidentin baue ich keine Luftschlösser. Mich fasziniert der Ursprung des Jodelns, das Jodeln und Juchzen zur Verständigung über grosse Distanzen in den Bergtälern. Und der Kehlkopfschlag und die starke Bruststimme, die für das Jodeln notwendig sind. Musik geht nur mit Herzblut. Marie-Theres von Gunten als Komponistin des Liedes «Mach’s wie d’Sunneblueme» bringt es auf den Punkt: Die Sonnenblume vermittle Grösse, Stärke und Kraft. Und habe auch einen Kern, nämlich das Herz. Die Sonnenblume drücke genau das aus, was das Jodeln ausmache. Beim Jodeln gehe es auch um Heimatgefühle, die im Kreise von Freunden entstehen würden, ohne Pathos und räumliche Begrenzung.  

Auch wenn das Jodeln beliebter wird, Nachwuchs ist immer willkommen und auch gesucht. Über Pfingsten führt der Nordwestschweizerische Jodlerverband jeweils ein Schnupperweekend für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen acht und 18 Jahren durch. Dabei können die drei Verbands-Sparten Fahnenschwingen, Alphornblasen und Jodeln kennengelernt werden. Auf diese Weise wird der Nachwuchs gefördert – jeweils 30 bis 60 Kinder und Jugendliche kommen aus allen vier Nordwestschweizer Kantonen zum Schnupperweekend.  

Für die Zukunft ist mir wichtig; Wir wollen in erster Linie für unsere Mitglieder da sein und gemeinsame Ziele erreichen. So freue ich mich auf das «Schaffen» und «Wirken» für unser wunderbares Brauchtum!  

Karin Ramseyer ist seit März 2022 die Präsidentin des Nordwestschweizerischen Jodlerverbandes. Sie singt im Jodlerklub Füllinsdorf mit sowie im Jodlerterzett «Guggerchirsi». 

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