Anne Challandes
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Mein achtsamer Blick:

Philipp Ryf ist Mitinitiant und Co-Kampagnenleiter der Initiative gegen Massentierhaltung.

Schutz der Tierwürde in der Landwirtschaft längst überfällig

Seit der Jahrtausendwende ist der Bestand landwirtschaftlich gehaltener Tiere in der Schweiz um beinahe die Hälfte gestiegen. Fast 80 Millionen Tiere wurden 2020 zur Fleischgewinnung gemästet und getötet. Gleichzeitig ist die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe von 70 000 auf weniger als 55 000 zurückgegangen. In der Massentierhaltung werden die Grundbedürfnisse der Tiere in praktisch allen Belangen missachtet. Grosse Gruppen von Individuen werden auf engstem Raum zusammengepfercht und haben meist keinen Zugang ins Freie. Trotz ihrer Leidensfähigkeit werden Tiere in der Massentierhaltung nicht als Lebewesen, sondern als Produkte betrachtet – entgegen den Werbebildern der Milch- und Fleischlobby.

Masthühner werden innert 30 Tagen hochgemästet und sind in ihrer letzten Lebenswoche so fett, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten können. Milchkühe liefern nicht mehr wie früher 4000, sondern über 8000 Liter Milch pro Jahr. Schweine weisen heute zwei zusätzliche Rippen auf. All diese sogenannten «Zuchterfolge» verursachen massives Leid und Gesundheitsprobleme für die Tiere. Wie die heutigen Zustände zeigen, reicht das geltende Tierschutzgesetz nicht aus, um drastische Einschnitte in das Wohlbefinden und die Würde der Tiere zu verhindern. Es muss deshalb dringend geändert werden. Aus diesem Grund haben wir die Initiative gegen  Massentierhaltung lanciert, über die das Stimmvolk diesen Herbst abstimmen wird.

Die Initiative weist den Weg hin zu einer tierwürdigen Schweizer Landwirtschaft. Konkret fordert die Initiative eine tierfreundliche Unterbringung und Pflege, den Zugang ins Freie, eine schonende Schlachtung und kleinere Gruppengrössen je Stall. Zurzeit dürfen je nach Tierart bis zu 27 000 Individuen in einer Halle gehalten werden. Die Betreuung der einzelnen Tiere ist dabei praktisch unmöglich. Viele sterben unbemerkt. Nur gerade zwölf Prozent aller Tiere erhalten Auslauf ins Freie. Indem Tiere wieder vermehrt auf Grasland gehalten werden und der Import von Futtermitteln reduziert wird, kann die Schweiz ihrem Selbstverständnis einer ressourcenschonenden, tierfreundlichen Landwirtschaft gerecht werden.

Schweizer Bäuerinnen und Bauern sollen gegenüber dem Ausland nicht benachteiligt werden. Deshalb fordert die Initiative, dass nur noch importierte Tierprodukte zugelassen werden, die den neuen Schweizer Standards entsprechen. Gemäss Bundesrat wären zudem nur rund fünf Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe von der Initiative betroffen. Dazu gehören vor allem die grossen, fabrikähnlichen Mastbetriebe, die bis zu 27 000 Hühner, 1500 Schweine oder 300 Rinder in einem Stall halten.

Philipp Ryf ist Mitinitiant und Co-Kampagnenleiter der Initiative gegen Massentierhaltung.​

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